Wir beraten Sie gerne!
02226 - 158800

Das Mandala des Kailash - Tibets Heiliger Berg

Religion in Tibet
Berg Meru
Kailash Umrundung in Tibet
Literatur

Religion in Tibet

Religiöse Assoziationen

Unter den zahlreichen heiligen Bergen Tibets nimmt der Kailash eine besondere Stellung ein, da sich seine spirituelle Bedeutung nicht nur auf den tibetischen Kulturraum beschränkt. Der Kailash wird nämlich von Anhängern vier unterschiedlicher Religions- gemeinschaften Asiens - Hindus, Jainas, Buddhisten und Bönpos, den Anhängern der vorbuddhistischen Religion Tibets  als heilig betrachtet und ist seit mehr als 1000 Jahren Ziel ihrer Pilgerschaften.  

In Sanskrit, der alten Sprache Indiens, trägt der heilige Berg Tibets den Namen Kailasha, sein tibetischer Name ist Gang Rinpoche ("Kostbarer Schnee[berg]"). Ein andere lokaler Name für den Berg ist Tise, eine Bezeichnung die wohl der Sprache des alten Bön-Reiches Zhang Zhung entstammt.

Fromme Hindus sehen den tibestischen Kailash als Thron des Gottes Shiva, der dort in immer währender Meditation mit seiner Gefährtin Parvati, der Tochter des Himavats, der Verkörperung des Himalaya, verweilt. Die Anhänger Shivas identifizieren das phallische Erscheinungsbild des Kailash mit dem lingam Shivas, dem phallischen Symbol charakteristisch für den Shivaismus. Darüber hinaus wird der Kailash in Tibet auch in den indischen Texten der Puranas, grundlegenden Schriften des Hindusimus, erwähnt. Dort heißt es, dass sich der Sitz Kuberas, der Gottheit des Reichtums, auf oder in der Nähe des Kailashs in Tibet befindet. Auch in den hinduistischen Epen Ramayana und Mahabharata findet der Kailash in Analogie für all das, was von eindrucksvoller Höhe ist, Erwähnung.

Die Anhänger des Jainismus, die Jainas, sehen im Kailash den Berg Ashtapada. Dort soll Rishabha, ihr erster spirituelle Führer geistige Befreiung erlangt haben. Rishaba wird als erster sogenannter Furtbereiter (Tirtankara) gezählt, ein Ehrentitel, der die Funktion als Mittler zwischen der materiellen und spirituellen Welt verdeutlicht. Als eigentlicher und historischer Gründer des Jainismus gilt Mahavira, der 24. Furtbereiter, der im 6./5. Jahrhundert v. Chr. lebte und dessen Biographie der Buddhas ähnelt.

Buddhisten assoziieren den Kailash in Tibet mit einer tantrischen Meditationsgottheit namens Chakrasamvara und seiner Gefährtin Vajravarahi. Auf Tibetisch heißen diese beiden Demchog und Dorje Phamo. Bei Demchog handelt es sich um einen Yidam, d.h. eine persönliche Schutzgottheit. Die Yidams sind nur oberflächlich betrachtet Gottheiten als welche sie auf tibetischen Rollbildern, den Thangkas, und Wandmalereien in Tempeln zu sehen sind. Für den praktizierenden Buddhisten jedoch verkörpern diese Meditationsgottheiten Aspekte der menschlichen Natur, vor allem die zornigen und leidenschaftlichen, welche unter normalen Umständen großes Leid verursachen. Wenn diese Aspekte allerdings durch spirituelle Übung transformiert werden, so können sie wahre Weisheit hervorbringen. Auch soll bereits Buddha persönlich mit einer Gefolgschaft von 500 Arhats den Kailash aufgesucht haben, um zu verhindern, dass Rava, der Herrscher des Dämonenlandes Lanka, den Kailash auf seinen Rücken lud und forttrug. Dieser Herrscher hatte zuvor ein Bildnis Buddhas, welches Buddha persönlich hatte anfertigen lassen, entwendet und wollte diesem Bildnis nun den Kailash als Thron darbringen. Durch das Wirken Buddhas vermochte es Rava nicht den Berg fortzutragen. Bei dieser Auseinandersetzung hinterließ Buddha vier Fußabdrücke in Stein, die noch heute von den Pilgern bei der rituellen Umwandelung des Kailash verehrt werden.

Darüber hinaus wird von den Tibetern der Kailash mit dem tibetischen Yogi und mystischen Poeten Milarepa in Verbindung gebracht. Milarepa lebte von 1052-1135 und steht in der Überlieferungslinie der Kagyü-Schule, einer der vier Hauptschulen des tibetischen Buddhismus. Der Legende nach ging Milarepa als Sieger aus einem magischen Zweikampf mit einem Bön-Priester um die Vorherschaft am Kailash hervor.

Die ursprüngliche, vorbuddhistische Religion Tibets, das Bön, wurzelt in den schamanistischen und animistischen Traditionen Zentral- und Nordasiens. Eines ihrer bedeutendstes Zentren war das Königreich Zhang Zhung im Westen Tibets in dessen Zentrum sich der Kailash befand. Entsprechend des alten Bön wird die natürliche Landschaft von unterschiedlichen Gottheiten, Geistern und Dämonen bevölkert. Solche Lokalgottheiten werden oft mit Bergen assoziiert bzw. identifiziert. Auch der Kailash wurde als Sitz bestimmter Gottheiten verehrt. Im 7. Jahrhundert wurde Zhang Zhung dem tibetischen Großreich angeschlossen, wo die Bön-Priester am Königshof als Ritualspezialisten fungierten und es im Folgenden zu Auseinandersetzungen mit den Anhängern des Buddhismus kam. Später entwickelte sich die dem Buddhismus ähnliche Form des Bön, das reformierte Bön, das ab dem 11. Jahrhundert, zur Zeit der zweiten Verbreitungsperiode des Buddhismus in Tibet, systematisiert wurde. Bön und Buddhismus haben sich gegenseitig stark beeinflusst und Elemente adaptiert, sodass heutzutage das reformierte Bön als fünfte Schule des tibetischen Buddhismus gilt.

Die Auseinandersetzung zwischen der alten Bön-Tradition und dem sich neu verbreitenden Buddhismus scheint auf mythische Art und Weise in der Legende von Milarepas magischem Wettstreit mit dem Bön-Priester Naro Bön Chung bewahrt zu sein. Diese Legende besagt, dass Milarepa, als er mit seinen Schülern zum Kailash kam, von den lokalen Gottheiten verehrungsvoll begrüßt wurde. Nicht so freundlich gestaltete sich jedoch der Empfang durch den Bön-Priester Naro Bön Chung. Dieser forderte Milarepa auf, seinen Glauben zu wechseln, falls er hier am Kailash praktizieren wolle, da der Berg im Besitz der Bönpos sei. Nach einigen Diskussionen forderte schließlich der Bön-Priester Milarepa zum magischen Wettstreit heraus. Der Sieger solle fortan als rechtmäßiger Besitzer des heiligen Berges gelten. Die beiden trugen eine Reihe von Wettkämpfen aus, die Milarepa ausnahmslos für sich entschied und deren Spuren unter anderem in Form von Fuß- und Handabdrücken rund um den Kailash von den Pilgern noch heute verwehrt werden. Der Bön-Priester wollte jedoch seine Unterlegenheit nicht eingestehen und forderte Milarepa zu einem letzten und entscheidenden Duell auf: demjenigen sollte der Berg zustehen, der den Gipfel des Kailash als erster erreiche. Milarepa gewann das Wettrennen, indem er den Gipfel auf dem ersten morgendlichen Sonnenstrahl fliegend erreichte, während sein Gegner noch auf seiner Trommel reitend im Aufstieg begriffen war. Der Bönpo war von diesem Anblick so überrascht, dass er von seiner magischen Trommel herabfiel und mit ihr den Berg hinunterstürzte, wobei seine Trommel die noch heute auf der Südflanke zu sehende Längsrinne in den Fels riss. Entsprechend der Bitte des besiegten Bön-Priesters, gewährte Milarepa den Bönpos weiterhin das Recht, den Kailash zu umrunden und wies ihnen ferner einen anderen Berg in Sichtnähe des Kailash als neues Heiligtum zu.

Wir nehmen Sie mit auf eine einmalige Reise zum Kailash, von der Sie Ihren Lieben noch in ferner Zukunft begeistert erzählen werden!